Zu oft geläutet

Bevor es uns heuer wieder ins Waldviertel verschlägt (die ÖBB tut ja auch diesen Sommer wieder alles, um dem gemeinen Volk das Verlassen Wiens zu erschweren …), sei noch ein schöner Herbsttag rekapituliert, der uns im vergangenen Oktober nach Groß Gerungs führte, wo wir die Wanderung 4-3 – Herz-Kreislauf-Training aus unserem Buch Wandern im Waldviertel absolvierten.

Die hochgeschätzte Waldviertelbahn bringt uns nach Groß Gerungs – womit wir auch diesen Streckenast einmal befahren hätten. Vom Bahnhof aus geht’s auf den Hauptplatz mit der Prangersäule und dann schnurstracks durch das Rathaus auf einen Parkplatz hinaus und bald den Wandertafeln mit den Nummern 33 („Opfersteinweg“) bzw. 32 folgend aus der Ortschaft heraus. Seit unser Buch erschienen ist, hat man in Groß Gerungs eine Photovoltaikanlage auf dem ersten Hang errichtet, den wir bei unserer Wanderung erreich. Wir gehen jedoch unbeirrt an dieser Hässlichkeit vorbei und steuern auf den Dreifaltigkeitsbildstock dahinter zu.

Unser Weg in den Wald offenbart uns jede Menge wohlgediehener Fliegenpilze, mit denen man als einschlägiger Profi wohl eine große Gift- und Hexenparty veranstalten könnte. Uns muss die verbale Versicherung Einheimischer genügen, daß 2024 ein gutes Fliegenpilzjahr war.

Der Opferstein ist nett, aber von der Sorte – ja, genau die, von denen New-Ager behaupten, daß irgendwelche Druiden sie für blutige Menschenopfer verwendet haben – gibt es etliche im Waldviertel. Viel interessanter ist der Summstein, zu dem uns erklärt wird, daß man da seinen Kopf hineinstecken und summen soll, in verschiedenen Tonhöhen, bis man seine „eigene Schwingung“ gefunden hat. Es funktioniert tatsächlich und erzeugt einen ganz schönen Groove im Hirn …

Beim Abstieg durch den Sonnhof schenken uns die freundlichen Hausbesitzer, die dort gerade fallobstmäßig aktiv sind, zwei wunderschöne grüne Äpfel. Denen werden wir uns zwar erst bei der Heimfahrt widmen, aber dann sind sie herrlich sauer, so wie Äpfel halt sein sollen.

In Klein Reinprechts setzen wir uns auf eine besonnte Bank (danke, ich habe überlebt …) und verzehren unseren mitgebrachten Proviant. Die Katzen, von denen zwei auf den Bildern unten zu sehen sind, begegnen uns erst später in dieser ruhigen Ortschaft, die grad nicht nur von uns, sondern auch von einer munteren größeren Wandergruppe durchquert wird. Insgesamt fühlt man sich hier also sehr idyllisch.

Dann kommen wir in einen wunderschönen Wald, durch den die Zwettl über ihr steiniges Flussbett fließt, und erreichen auf unserem Weg die Klauskapelle, die als Unterstandshütte dienen kann, aber – wie man beim Betreten sieht – natürlich auch zur geistlichen Andacht. Weitere Informationen zu diesem interessanten kleinen Gebäude finden Sie hier.

Oben auf der Kapelle ist eine Glocke befestigt, die man durch Ziehen an einem Seil läuten kann. Wie wir zu spät erkennen, wird dem Besucher durch EINMALIGES Läuten ein Wunsch gewährt. Als wir das lesen, haben wir allerdings schon so oft gebimmelt, dass der ganze Wald widerhallt. Und die Wunscherfüller nur den Kopf schütteln können über soviel Penetranz …

Kein Wunsch also, liebes Wunschglöcklein, aber trotzdem danke für dein schönes Geläut!

Wie sich der Rest des Weges gestaltet, können Sie unserem bereits erwähnten Wanderbuch entnehmen. Verraten sei nur, dass er durch weitere schöne Waldstücke, stille und menschenleere Ortschaften und schließlich zurück zum Bahnhof der Waldviertelbahn führt, auf insgesamt knapp 17 Kilometern. Sollte man sich nicht entgehen lassen … (ph)


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